Wer kennt es in diesen Zeiten nicht: in jedem Haushalt und Unternehmen werden Handwerker für die verschiedensten Gewerke dringend benötigt. Attraktive Berufe, die es trotzdem schwer haben, Nachwuchs zu generieren und Fachkräfte zu gewinnen. Gemeinsam blickten 24 Interessierte bei der Online-Veranstaltung „HandWERKShop: Workshop zur Perspektive des Handwerks im Kraichgau“ auf die Situation vor Ort und überlegten zusammen, welche Möglichkeiten der Fachkräftesicherung bestehen. Zu der Veranstaltung hatte der Verein Regionalentwicklung Kraichgau e.V. eingeladen.
In einem einleitenden Vortrag stellte die Handwerkskammer Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald Zahlen und Fakten sowie das Beratungs- und Unterstützungsangebot vor. Unterstützung leistet auch das Welcome Center Rhein-Neckar, dessen Leiterin auf den Service für Unternehmer und Interessierte aufmerksam machte, um internationale Fachkräfte in die Region zu holen. Mit einem exemplarischen Blick in das Schreinerdorf Eschelbronn berichtete Bürgermeister Marco Siesing vom Wandel der Zeit und welchen Stellenwert die Betriebe auch heute für den Ort haben – in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Stefan Dinkel von der dibra Brandschutzelemente GmbH aus Eschelbronn machte deutlich, dass junge Leute bereits in frühen Jahren für handwerkliche Berufe und eine Ausbildung begeistert werden müssen. Passend dazu stellte der Vereinsvorsitzende der Offenen Jugendwerkstatt Oberderdingen (OJWO) Bernd Lieb die Arbeit des Vereins vor. In Flehingen gibt es die „Werkstatt der Generationen“. Dort gestalten Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Senioren unter anderem in den Bereichen Elektro, Holz, Metall, sowie Maler- und Lackierarbeiten und Lagerlogistik Projekte und erhalten so spielerisch einen Zugang zum Handwerk. Regionale Betriebe agieren als Unterstützer und Sponsoren und profitieren von der Bildungsarbeit des Vereins. Dieses Beispiel könnte im Kraichgau Schule machen und weitere Jugendwerkstätten als Projekte eingereicht werden.
Leerstände sollten verstärkt dafür genutzt werden, Handwerk wieder sichtbar zu machen. Etwa durch Repair-Cafés, um dadurch Mehrwerte für die Kommunen und die ganze Region zu generieren. Der Ausbau von Wohnangeboten für junge Leute – wie Wohngemeinschaften oder Co-Housing – und auch in kleineren Orten könnte ein Lösungsansatz sein, damit Betriebe freie Lehrstellen besser besetzen können. Ein Beispiel aus Oberösterreich wurde vorgestellt, das dabei hilft, dass junge Auszubildende und Berufsstarter auch in ländlichen Kommunen wohnen bleiben und nicht in größere Städte abwandern. Dazu bedarf es der verstärkten Initiative vor Ort, um Möglichkeiten zu identifizieren und mit den Betrieben vor Ort Lösungen zu entwickeln.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das Handwerk eine zukunftsfähige berufliche Option mit guten Verdienstmöglichkeiten bietet. Dennoch müssen die Vorzüge für eine berufliche Ausbildung in der Region noch besser herausgestellt werden und die Ansprüche der jungen Leute an Wohnraum und Freizeitgestaltung in den Blick rücken.
Zuletzt aktualisiert: 30. März 2022