Eigentlich sind sie ein Traumpaar: Der industrielle Mittelstand mit seinen Hidden Champions ist maßgeblich für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand in Baden-Württemberg. In ihren angestammten Bereichen sind viele dieser Unternehmen Marktführer, allerdings tun sich viele von ihnen noch schwer damit, neue Technologien zu nutzen und passende Geschäftsmodelle für digitale Märkte zu entwickeln. Ganz anders Startups: Den jungen, kreativen Hochtechnologieunternehmen fehlen oft noch die Prozesse und Marktposition, ihre Innovationen gewinnbringend einzusetzen – Strukturen, die ihnen die etablierten Unternehmen bieten könnten. Das Problem: Die beiden finden noch zu selten zueinander. Technologie-Start-ups sitzen häufig in den Ballungszentren rund um die Hochschulen und denken trotz des starken industriellen Mittelstandes nicht zwangsläufig als erstes an den Kraichgau, wenn sie Partner suchen. Abhilfe schaffen soll nun das Projekt „InnovationsPartnerschaften“, das federführend von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Neckar-Kreises in Kooperation mit dem Landkreis Karlsruhe und der Regionalen Wirtschaftsförderung Bruchsal GmbH umgesetzt wird – und sich nun über eine Förderung von rund 111.000 Euro freuen darf.
Das Auswahlgremium der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Regionalentwicklung Kraichgau e.V.“ prämierte Mitte Mai 2021 die Vorhaben, die bei der LEADER-Geschäftsstelle eingereicht worden waren. Die „InnovationsPartnerschaften“ gehörten zu den insgesamt sieben Projekten, die nun durch EU-Gelder gefördert werden. „Die LEADER-Förderung sehen wir als Anerkennung, vor allem aber auch als Auftrag“, sagt Danyel Atalay, Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung. „Die hohe Punktzahl, die wir für die Projektidee vom Auswahlausschuss erhalten haben, zeigt, dass wir mit den InnovationsPartnerschaften in hohem Maße auf die LEADER-Regionalstrategie im Kraichgau einzahlen und Mehrwerte für die Region schaffen können.“
Im Projekt soll nun ein Modell und eine Systematik entwickelt werden, um Kooperationen zwischen etablierten Mittelstand und technologiegetriebenen Startups im ländlichen Raum zu initiieren und regelmäßig zum Erfolg zu führen. Dafür werden zehn ansässige Betriebe aus dem Kraichgau ausgewählt, die in Tandems mit passenden jungen Unternehmen zusammenarbeiten. „Unserer Wahrnehmung nach finden im Kraichgau Kontakte von etablierten Unternehmen zu Startups häufig bisher nur punktuell und beschränkt auf singuläre Veranstaltungen statt“, erklärt Atalay. „Mit dem Konzept der InnovationsPartnerschaften führen wir einen systematischen Prozess der Kooperationsanbahnung ein. Der Kraichgau ist dabei ein idealer Erprobungsraum zur Entwicklung eines Modells, das auch auf andere ländliche Räume übertragbaren werden kann.“
Ziel des Projekts ist es, konkrete Kooperationsbeziehungen zwischen beiden Seiten anzustoßen und zu moderieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in übertragbare Handlungsempfehlungen für Wirtschaftsförderungen oder andere Intermediäre abgeleitet. Zudem soll das Projekt einen ersten Anstoß für den Aufbau einer regionalen Innovations-Community geben. Die erste Möglichkeit für interessierte Unternehmen zur Beteiligung im Projekt soll es bereits im Juli dieses Jahres geben.
Zuletzt aktualisiert: 20. Mai 2021